geboren 1962 in Rottweil, studierte in den 80er Jahren an der Kunstakademie Düsseldorf Freie Kunst bei Erwin Heerich, 1992 hatte sie ein Graduiertenstipendium am Institut des Hautes Etudes en Arts Plastiques (Prof. Daniel Buren und Pontus Hulten).
Textilien gehören seit den 90er Jahren zu den bevorzugten Materialien der Bildhauerin. Dabei interagieren ihre Objekte und installativen Arbeiten mit der vorhandenen räumlichen Situation und ihrer Architektur.
Die Ausstellungsaktivität der Künstlerin ist überaus vielfältig und umfangreich und ihre Werke sind in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. Ulrike Kessl ist immer wieder auch als Dozentin und Gastprofessorin tätig. Sie lebt und arbeitet in Düsseldorf. Weitere Informationen unter: www.ulrikekessl.de
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Die neue Ausstellung im KunstBüdchen zeigt eine Installation von Ulrike Kessl mit dem Titel Es sollte was mit Farbe sein ...
Die Düsseldorfer Bildhauerin hat schon vor vielen Jahren Textilien als ideales Material für ihre Rauminstallationen entdeckt.
Häufig sind es Kleidungsstücke, aus denen ihre installativen Werke bestehen. Dabei geht es weniger um die Geschichte des Kleidungsstücks oder um die Personen, die es getragen haben, auch nicht um das Körperhafte, das sich darin verbarg.
Ulrike Kessl benutzt diese Textilien als Material mit seinen ganz typischen Eigenschaften, wie Dehnbarkeit, fließende, weiche Formbildung, eine haptische Oberflächenstruktur, Leichtigkeit und Flexibilität, jeweils mehr oder weniger nach der Art des Stoffs. Dabei ist die Form der Kleidungsstücke entscheidend für die endgültige Form der Installation, denn diese werden in der Regel nicht zerteilt, sondern im Ganzen belassen und zusammengenäht.
Einmal werden Hosen, Mäntel, Jacken, Kleider, Sweatshirts farbig abgestimmten zu Inseln drapiert und als Fotos auf textile Untergründe aufgenäht, ein andermal werden Nylons kreuz und quer im Raum verspannt oder umfassen netzartig Hausfassaden.
Für das KunstBüdchen hat die Künstlerin eine Installation entwickelt, die speziell auf seine Räumlichkeit abgestimmt ist.
Quer durch den Raum sind rote Nylonstrumpfhosen gespannt, aufgereiht an zwei Stangen zu jeder Seite. Es sind acht Reihen, die aus jeweils vier so aneinandergenähten Nylons bestehen, dass sich eine regelmäßige rautenförmige Struktur ergibt. Die extreme Dehnbarkeit des Materials erlaubt die diagonale längsseitige Verspannung im Raum. Die kubische Form des Ausstellungsraums wird durch die in der Diagonalen zusätzlich verdrehten Nylons aufgelöst und neu definiert. Als strenge geometrische Linien auf einen Fluchtpunkt in der hinteren rechten Ecke zulaufend verstärkt die Nylon-Konstruktion die Tiefenwirkung des Raums und verweist gleichzeitig auf ein besonderes architektonisches Element, denn eine der Raumecken ist angeschnitten. Die rote Farbigkeit dieser Konstruktion steht in deutlichem Kontrast zu dem neutralen Weiß der Innenflächen und betont umso mehr den Dialog des Hinzugefügten mit dem Bestehenden.
In den Abendstunden entwickelt sich ein interessantes Schattenspiel gebildet durch die rautenförmigen Muster der Nylons.
Unregelmäßig auf dem Boden des Ausstellungsraums verteilt befinden sich kleine halbrunde genoppte Gipsskulpturen, die sich gleichsam als Bodenlinge aus dem Estrich herausschälen und dem Ganzen eine zurückhaltende Lebendigkeit verleihen.
Die kleinen Objekte sind als Sonderedition zur Büdchenausstellung entstanden und können, wenn gewünscht auch farbig, über den Webshop erworben werden.