In der einzigartigen Ausstellung „CONSUMING DIMENSIONS“ im Kunst-Büdchen an der Speestraße verschmilzt der Kunst LK des Kopernikus-Gymnasiums geschickt Recyclingmaterialien zu einer Installation: Die Decke, an der die scheinbar wahllos angeordneten Materialien hängen, wird zum Medium einer kritischen Botschaft über unser Konsumverhalten.
Der Schatten, der eine Spiegelung unserer Gesellschaft darstellt, ist das zentrale Element dieser Inszenierung. Ohne diesen Schatten sind die Buchstaben nicht erkennbar, eine metaphorische Darstellung der oft übersehenen Konsequenzen unseres unbewussten Konsums. Die Installation verweist subtil auf die Unsichtbarkeit der Auswirkungen, die unser Streben nach Angeboten und Schnäppchen auf die Umwelt hat.
Die akustische Begleitung durch die Geräusche einer Supermarktkasse verstärkt die Botschaft und versetzt den Betrachter in die Welt des Handels. Die vertrauten Klänge werden hier jedoch zu einer Art dissonantem Soundtrack, der den Preis unseres rastlosen Konsums akustisch erfahrbar macht.
Der Kunst-Leistungskurs nutzte zur Konzeptentwicklung innovative Ansätze, darunter die Integration von ChatGPT, um Ideen zu generieren. Diese kollaborative Herangehensweise führte zu einer einzigartigen Installation, die nicht nur auf Umweltthemen fokussiert, sondern auch moderne Technologie in den kreativen Prozess einbindet.
Die Schattenprojektion als Sprachmittel greift auf die experimentellen Arbeiten von Bruce Nauman zurück, dessen Lichtinstallationen die Semantik von Raum und Objekt erforschen. Diese konzeptuelle Verwendung von Schatten findet zudem Parallelen zu den Werken von Jenny Holzer, die mit Worten als visuellen Elementen in öffentlichen Räumen experimentieren.
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Es ist eine Premiere für den Kunst Leistungskurs des Kopernikus-Gymnasiums in Kooperation mit Schülerinnen des Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasiums:
Zum ersten Mal stellen wir im Kunstbüdchen aus. Von Anfang an beabsichtigten wir, eine komplexe Multimediainstallation zu erschaffen. In der Konzeptionsphase nutzte der Kurs ChatGPT, um im Dialog mit der künstlichen Intelligenz eine Idee zu finden.
In einem „Ping-Pong-Spiel“ zwischen Schüler*innen und Chatbot kristallisierte sich die Idee heraus, möglichst nachhaltig zu arbeiten. Diese Dialoge spulen sich scheinbar endlos von einer Rolle und durchziehen den Ausstellungsraum. Sie geben einen Hinweis auf die intensive Konzeptionsphase. Die Nachhaltigkeit zeigt sich in der Wahl der Materialien. Was scheinbar wahllos von der Decke hängt, wirft – vorausgesetzt die Sonne scheint nicht zu stark – einen lesbaren Schatten an die Wand. Zudem sind alltäglichen Geräusche aus dem Supermarkt zu hören, was die Installation komplett macht (Danke an die Schüler des Technikservice!).
Der Kunst-LK der Q2 (Anna Kreysing).
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Seit dem 4. März entstand im KunstBüdchen die Ausstellung „Consuming Dimension“, mit der sich die Gymnasiasten mit dem Konsumverhalten auseinandersetzen. Sie sprechen damit ein großes Problem an.
VON SANDRA GRÜNWAL, Artikel RP vom 19. März 2024
LINTORF | Wer dem KunstBüdchen an der Speestraße näher kommt, vernimmt deutlich die typischen Geräusche, die jedem von Einkäufen im Supermarkt vertraut sein dürften. Waren werden eingescannt, Geld klimpert, jemand ruft: „Sie können auch an Kasse 1 gehen.“ Die Soundaufnahmen haben die Schüler alle selbst aufgenommen. „Im Supermarkt“, sagt Lotte Mörger. Quasi am Ort des Geschehens.
Die Erlaubnis haben sie problemlos bekommen. „Wir haben nur den Ton aufgenommen und darauf geachtet, dass wenig Stimmen drauf sind“, erzählt Lotte. „Wir wollen ja die Gesellschaft als Ganzes kritisieren und nicht einzelne Leute.“ Die Kritik richtet sich an die Konsumgesellschaft, an das ständige Kaufen von neuen Dingen, die dann viel zu schnell wieder im Müll landen. Sie richtet sich aber auch generell an das Produzieren von Müll. Dabei ist den Gymnasiasten durchaus bewusst, dass sie sich damit auch selbst kritisieren. „Wir haben den Müll ja selbst mitgebracht“, sagt Lotte Mörger. „Wir stecken also mit drin.“
In der Tat scheint im KunstBüdchen irgendwelcher Müll wahllos mitten im Raum zu hängen. Plastikabfall, wie leere Flaschen oder Verpackungen sind mit dabei. Doch dieser Müll wurde nicht einfach so platziert, sondern von den Schülerinnen und Schülern mit viel Mühe, Aufwand und Diskussionen aufgehängt. Warum, wird jedoch erst deutlich, wenn es draußen dunkel wird und der Betrachter die Schatten sehen kann, die der besagte Müll wirft. Dann nämlich ist klar und deutlich das Wort „Sale“, also Verkauf, zu lesen.
Seit November ist der Leistungskurs Kunst des Kopernikus-Gymnasiums Lintorf in Kooperation mit dem Friedrich von Weizäcker-Gymnasium Ratingen dabei, das Kunstprojekt zu entwickeln. „Wir haben uns überlegt, was wir machen“, erzählt Jaimy Bormann. „Da sind wir auf die Idee gekommen, das Projekt mit der Künstlichen Intelligenz zu verknüpfen.“ Alle 16 Schülerinnen und Schüler haben eigene Konzepte für die KI geschrieben. „Dabei haben wir festgestellt, dass man sehr detailliert schreiben muss“, sagt Lotte Mörger. Die Konzepte haben die Schüler aneinandergeklebt und die endlos erscheinende Papierschlange auf dem Boden des KunstBüdchens ausgelegt.
Zuerst war da die Idee, ein Regal aufzustellen. „Aber wir wollten nichts Neues dazukaufen, sondern mit dem, was wir haben, arbeiten“, erklärt Lotte. Also begannen die Schüler, Müll zu sammeln. Als sie sich auf das Wort „Sale“ geeinigt hatten, wurden vier Gruppen gebildet. „Jeder hat einen Buchstaben gestaltet“, sagt Jaimy. Das war eine Herausforderung, denn der Müll musste so aufgehängt werden, dass am Ende der Schatten den gewünschten Buchstaben darstellt. „Als wir unseren Buchstaben aufgehängt haben, hat extrem die Sonne geschienen und wir konnten den Schatten nicht sehen“, erzählt Jaimy. „Alle mussten sich mit ausgebreiteten Jacken vor die Fenster stellen.“
Seit dem 4. März wurde die Ausstellung aufgebaut und war für die Passanten als „Work in Progress“ zu beobachten. Dabei haben die Schüler angeregt diskutiert. Überhaupt wurde sehr viel diskutiert. So entstand ein kreativer Prozess, der das Projekt vorangetrieben hat. „Das Tolle war, dass man nicht mehr sagen konnte, wer welche Idee eingebracht hat“, meint Kunstlehrerin Anna Kreysing, Eine gute Erfahrung für die Schüler. „Das Projekt hat uns als LK nochmal mehr zusammengebracht“, sagt Lotte. Ganz anders, als wenn jeder seine eigene Klausur schreibt. „Einzelgänger gab es da nicht“, so Lotte.
Natürlich fanden die Gymnasiasten es interessant, mit der KI zu arbeiten. Denn oft kam nicht das dabei heraus, was sich die Schüler vorgestellt hatten. „Man muss schon konkrete Anweisungen eingeben“, meinte Finja Imhäuser. Aber auch die Erfahrung, selbst eine Ausstellung machen zu können, finden die 16 Schülerinnen und Schüler wertvoll. Sabine Tünkers vom KunstBüdchen ist begeistert: „Ich finde gut, wie sie das mit wenigen Mitteln auf die Beine gestellt haben.“
Heft mit Radierungen gibt’s am Automaten
Die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Kunst haben ein Heft mit Kaltnadelradierungen entworfen, das ab sofort für 5 Euro im Automaten am KunstBüdchen erhältlich ist.
Die Ausstellung ist noch bis zum 25. März zu sehen und tagsüber auch zu hören. Danach haben die Gymnasiasten nur noch ein Projekt im Kopf: Abitur machen.