Hans-Peter Feldmann, Goldene Schuhe mit Heftzwecken auf schwarzem Tuch, Schuhe, Heftzwecken, 15 x 20 x 30 cm
Foto: Max Tünkers, Courtesy Konrad Fischer Galerie, © VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Hans-Peter Feldmann, Schuhe mit Wachteleiern auf Samt, Schuhe, Wachteleier, Samt
Foto: Max Tünkers, Courtesy Konrad Fischer Galerie, © VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Hans-Peter Feldmann, Frauenporträt, groß, Öl auf Leinwand, 200 x 170 cm
Foto: Claudia Pasko, Courtesy Konrad Fischer Galerie, © VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Hans-Peter Feldmann, Frau ohne Gesicht, Gemälde übermalt gerahmt, 90 x 74 cm
Foto: Claudia Pasko, Courtesy Konrad Fischer Galerie, © VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Hans-Peter Feldmann
Geboren 1941 in Hilden, lebt und arbeitet in Düsseldorf.
Ausgezeichnet vom Guggenheim-Museum mit dem Hugo Boss Preis gehört er zu den wichtigsten Vertreter der deutschen und internationalen Konzeptkunst.
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Männer lieben Frauen, nicht nur, das ist klar, aber auch und vor allem. Männer sind fasziniert von Frauen, neugierig nähern sie sich ihnen an, versuchen das für sie Unergründliche des anderen Geschlechts zu verstehen. Feldmann ist ein wahres Genie in der Art und Weise sich über die Kunst Frauen zu nähern. Nicht nur ihnen, das ist auch klar, denn seit den späten 1960er-Jahren arbeitet er an einem umfangreichen "Bild-Archiv". Feldmann kategorisiert und ordnet Bilder nach einem selbst entwickelten System, zeigte dies in kleinen, handgemachten Heften, beliebig scheinenden Reproduktionen zu einem Thema (wie etwa Bäumen oder Frauenknien). Sein Werk zielt zumeist auf die Wirkungsmacht "alltäglicher", "nicht-künstlerischer" ästhetischer Strategien, vom massenmedialen Bild bis hin zur Amateurfotografie – bei ihm gelten alle Bilder als gleichrangig. Nicht das Außergewöhnliche fokussiert er, sondern sein künstlerisches Werk zielt auf das Alltägliche, wie er selbst einmal sagt: "Nur fünf Minuten des Tages sind interessant, ich will den Rest zeigen, das normale Leben."
So zeigte er mit den berühmten 71 Einzelfotos (unmysteriös) "Alle Kleider einer Frau" oder in Vitrinen den (mysteriösen) Inhalt von Damenhandtaschen, die er Frauen abgekauft hatte. Er arrangiert Alltagsgegenstände wie Bleistifte, Würfel, Lesebrillen und Farbtöpfchen zu "Ästhetischen Studien". Die nur leichte künstlerische Veränderung der Dinge, immer getragen von einem feinen, subversiven Humor, offenbart das oft Sonderbare und Bizarre unserer Alltagswelt und ist neben dem Sammeln eine weitere Strategie des Künstlers. Beispielsweise werden Modelle klassischer Skulpturen mit bunten Farben in groteske Pop-Figuren verwandelt, obwohl sie früher meist farbig ausgeführt waren, oder er verändert Porträts auf gefundenen Gemälden unbekannter Meister.
Im KunstBüdchen sehen wir eine kleine, aber sehr feine Auswahl von zwei Frauenporträts und zwei Damenschuhen, die sein Schaffen und seine Haltung charmant offenbaren, denn Hans-Peter Feldmann sammelt und sichtet auch in der Kunstgeschichte. So erhalten Bürgerporträts auf Gemälden des 18. und 19. Jahrhunderts schielende Augen oder rote Nasen oder werden gar ganz ausgeschnitten: Ihre Repräsentation und Ehrwürdigkeit verkehrt er mit einem Augenzwinkern ins Groteske. Ebenfalls isoliert er aus bekannten Gemälden Frauenporträts und lässt diese neu erstehen. Diese einfachen Gesten brechen radikal unsere gewohnte Wahrnehmung und gelernte Haltung gegenüber Kunst und Geschmack. In den skulpturalen Schuhen offenbart sich seine weibliche Zuneigung, denn das Tragen von High-Heels ist alles andere als ein Spaß...
Bedeutsam ist auch, dass Hans-Peter Feldmann sich einer künstlerischen Autorschaft verweigert: u.a. signiert er Werke nicht, bietet sie zumeist als unlimitierte Editionen an, und seine bibliografischen Angaben sind auf ein Minimum reduziert: Hans-Peter Feldmann, geb. 1941 in Hilden, lebt und arbeitet in Düsseldorf.
Erwähnt werden darf oder muss aber noch, dass der international anerkannte Konzeptkünstler und seine Frau 40 Jahre ein Geschäft in der Wallstrasse betrieben, welches als museale Installation ins Münchener Lenbachhaus umzog. „Laden 1975–2015“ stellt heute dort die Fragen von Kunst und Ware, von Geschäft und Museum, die beide in ihrem realen Geschäft in Tausenden von Souvenirs, Alltagskultur und Kunstgeschichte, absurden und skurrilen Konsumprodukten sammelten: Uhren, Wackelfiguren, Bierkrüge, Transportdosen für Bananen, Michelangelos David, Taschenrechner usw. Laden und Inhaber waren eine lokale Attraktion und in der Altstadt Anlaufstelle für ein internationales Publikum, ein echtes Environment im echten Leben. Einige der wundbaren Dinge sind während der „Kunstausstellung“ im Automaten am Kunstbüdchen 24/7 zu erwerben.
Gregor Jansen, Kunsthalle Düsseldorf
Januar 2022
Die Ausstellung im KunstBüdchen entstand in Zusammenarbeit mit der Konrad Fischer Galerie.