Der Bildhauer Gereon Krebber (*1973, Oberhausen) ist im Ruhrgebiet aufgewachsen, wo "Büdchen" zur vertrauten Nachbarschaft gehörten und ihn in seiner Kindheit zuverlässig mit Wassereis, Comicheften und Süßkram versorgten. Tote Nagetiere beschäftigen ihn schon seit einer seiner Bewerbungsmappen, für die er immer wieder eine tote Maus zeichnete. Er studierte an der Kunstakademie bei Tony Cragg und Hubert Kiecol, anschließend am Royal College of Art, London, und hat seit den frühen 2000ern ausgiebig ausgestellt. Seine Arbeiten sind u.a. regelmäßig in Köln bei Christina Lethert, in Berlin bei alexander levy und in New York bei Cindy Rucker zu sehen. Er hat öffentliche Arbeiten in Bonn, Bochum und Viersen realisiert, und Preise wir den Jerwood Sculpture Prize (2003) und das Wilhelm Lehmbruck Stipendium (2009) erhalten. Gereon Krebber lehrt im Orientierungsbereich an der Kunstakademie Düsseldorf; er arbeitet und lebt in Köln. Weitere Informationen unter: www.gereonkrebber.net
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Intelligent, anpassungsfähig, äußerst sozial, fortpflanzungsfreudig, scheu und vorsichtig, für diese guten Eigenschaften ist sie bekannt. In anderen Kulturen steht sie gar für Glück und Reichtum. Bei den meisten Menschen hier zu Lande löst sie jedoch Ekel, Abscheu, Schrecken und Angst aus. Sie ist verhasst, wird bekämpft und gilt traditionell als Übermittlerin von Krankheiten. Viele finden sie hässlich - die Ratte.
Es sind die Gegensätze, die Extreme, in deren Spannungsfeld, sich die Installation trick and treat von Gereon Krebber buchstäblich bewegt. Als Mobile inszeniert, fein ausbalanciert mit Gewichten, hängen sie an Fäden in unterschiedlichen Positionen und wohl abgestimmten Haltungen im Gleichgewicht mit großen runden Spiegeln. Die vier Mobiles bilden umgeben von den weißen Wänden des Ausstellungsraums des KunstBüdchens eine ästhetisch sehr ansprechende Installation. Im zweiten Moment und bei genauerer Betrachtung sind es die toten Ratten, die ein eher beklemmendes Gefühl, ja sogar Abscheu und Ablehnung hervorrufen, vielleicht aber auch Zuneigung und Mitleid, wenn man die kleinen Pfoten oder auch die Schnurrhaare an den spitzen Schnäuzchen bemerkt hat. Die toten Ratten, als Reptilienfutter gezüchtet, wurden mumifiziert und anschließend mit Bitumen bestrichen. Ihre Haltungen sind nicht natürlich, sondern bewusst geformt, ebenso wie die aus Epoxidharz bestehenden so charakteristischen Schwänze. Gereon Krebber spielt hier mit der Ambivalenz zwischen Abscheu, Ekel und Ablehnung einerseits und dem Ästhetischen, Faszinierenden und Anziehenden andererseits. So versteht sich auch der Titel der Ausstellung trick and treat, entlehnt aus dem Halloween-Spruch nach Süßem oder Saurem.
Im kleinen Garten hinter dem Büdchen befindet sich eine riesengroße Ratte, malträtiert und ohne Kopf mit riesenhaftem Schwanz. Faszination und Abscheu setzen sich hier gesteigert fort.
Kunst ist nicht immer schön, Kunst möchte nicht immer gefallen, Kunst möchte anregen und sucht die Auseinandersetzung, das Nachdenken.